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  Der Darm
 

Der Darm, das innere Ökosystem des Menschen

Der Darm, das unbekannte Organ

"Erst wenn es zu Störungen kommt, wird uns die Bedeutung des Darmes bewusst!"

In unserer westlichen Kultur nimmt das Verdauungssystem im alltäglichen Bewusstsein völlig zu unrecht eine eher untergeordnete Stellung im Vergleich zu anderen Organen ein. Herz und Hirn rangieren als Sitz für Gefühl und Geist weit vor Magen und Darm als reine Verdauungsorgane. Erst wenn es zu Störungen im Magen-Darm-Trakt kommt, wird uns bewusst, wie wichtig dieses System für unsere Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden ist.

Im Folgenden soll über den Aufbau des Darmes, seine Funktion und seine Bedeutung für den Gesamtorganismus informiert werden.

Der Begriff des „Ökosystems“ wird für miteinander vernetzte Systeme mit unterschiedlichen Partnern und Funktionseinheiten, Fähigkeiten und Aufgaben benutzt – und genau dieses Miteinander in unterschiedlichen Aufgabenbereichen trifft im besonderen Maße für das Magen-Darm-System zu.

So wie etwa ein Korallenriff mit seinen unterschiedlichen Bewohnern letztendlich eine Einheit darstellt, so ist der Darm mit seinen Bewohnern – den Symbionten – und seinen sehr unterschiedlichen Aufgabenberei­chen wie Verdauung, Stoffwechsel und dem Immunsystem ebenfalls eine funktionelle Einheit. Wie das Korallenriff einen Indikator für die Intaktheit der Natur darstellt, so ist das Verdauungssystem ein Indikator für die Gesundheit des gesamten menschlichen Organismus.

 

Die Darmschleimhaut

"Die Resorptionsfläche des Darmes entspricht der Fläche eines Fußballfeldes"

Mit der Umwelt steht unser Körper über verschiedene Kontaktflächen in Verbindung. Den weitaus größten Kontaktbereich bilden nicht etwa die Haut oder die Atemwege sondern mit ca. 500 m2 der Verdauungstrakt. Diese enorme Fläche erreicht der Darmtrakt, dessen Länge nur ca. 3 m beträgt, durch zahlreiche anatomische Besonderheiten in Form von Falten und Ausstülpungen (Falten, Zotten und Mikrovilli). So wird seine ursprüngliche Oberfläche um das 500fache vergrößert.

 

Die Funktion der Darmschleimhaut

"Die Barriere-Funktion des Darmes ist ein wichtiger Bestandteil der Gesundheit."

Diese enorme Fläche muss verschiedene Aufgaben erfüllen. Einerseits ist sie die Resorptionsfläche für Nährstoffe, Flüssigkeiten und Sekrete, gleichzeitig muss sie Schutz vor unerwünschten Eindringlingen wie Mikroorganismen und Schadstoffen bieten. Hier ist der Vergleich zu einer Grenzbarriere anschaulich, denn wie bei einer intakten Grenze, an der Freunde passieren dürfen, können Feinde wirkungsvoll aufgehalten werden.
Daher spricht man von einer Barrierefunktion der Darmschleimhaut, die einen wesentlichen Beitrag für die Gesundheit des ganzen Körpers leistet.
Diese Barrierefunktion wird durch verschiedene Komponenten aufrecht­erhalten. Hierzu gehören – vom Inneren des Darmrohres (Darmlumen) aus betrachtet – die Darmflora, der Darmschleim, Immunglobuline (vom Körper gebildete Schutzstoffe) und verschiedene Darmschleimhautzel­len. Darauf folgen Blutgefäße und Lymphgefäße, Nervenzellen und eine Muskelschicht, die für die Beweglichkeit (Motilität) des Darmes verant­wortlich ist.
Man nennt dieses Zusammenspiel der verschiedenen Bestandteile auch die „Funktionseinheit der Darmbarriere“. Kommt es zu Beeinträchtigun­gen dieser Funktionseinheit z.B. durch eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, können Feinde, z.B. Mikroorganismen oder Schad­stoffe, die Barriere ungehindert passieren und den gesamten Organis­mus schädigen.

 

Die mikrobiologische Darmflora

"Die physiologische Darmflora schützt vor Schadstoffen."
"Die physiologische Flora hat u.a. wichtige Funktionen für die Versorgung mit Vitaminen."

Bereits gegen Ende des 19.Jahrhunderts entdeckten Wissenschaftler die Darmbakterien. Ihre Bedeutung für die Gesundheit wurde jedoch erst in der zweiten Hälfte des 20.Jahrhunderts erkannt.
Im menschlichen Darm sind ca. 100 Billionen Bakterien – gewisser­maßen als freundliche Untermieter – angesiedelt. Diese Darmbakterien sind jedoch nicht von Geburt an vorhanden, sondern müssen sich im Laufe der Zeit ansiedeln. Bereits beim Geburtsvorgang kommt das Kind mit Keimen der Mutter in Kontakt und erhält so seine erste „Impfung“. In den folgenden Phasen, Stillzeit und Zufütterung von fester Nahrung, erweitert sich das natürliche Keimspektrum.
Man unterscheidet zwei große Keimgruppen.
Die aerobe Flora im sauerstoffreichen Bereich des Darmes
Die anaerobe Flora im sauerstoffarmen Bereich des Darmes.
Im sauerstoffreichen Darmabschnitt sind die Lactobacillen die zahlen­mäßig häufigsten Keime. Das sind stäbchenförmige Bakterien. Im sauerstoffarmen Darmmillieu überwiegen die zweigeteilten Bifidobakte­rien.
Die an der Darmwand angesiedelte Flora übt neben der Barrierefunktion einen maßgeblichen Einfluss auf die Energieversorgung und den Stoff­wechsel der Darmwandzellen aus. Neben rechtsdrehender Milchsäure werden wichtige B-Vitamine, Folsäure und Biotin durch Bifidobakterien produziert. Daraus erklärt sich, dass es bei einer Störung der Darmflora zu einer Unterversorgung mit diesen Vitaminen kommt.
Auch für die Beweglichkeit des Darmes, die Darmmotilität, sind Mikro­organismen verantwortlich. Eine geregelte Motorik des Darmes sorgt für eine normale Verdauung und verhindert die Bildung von Darmgasen und Gärungsprozessen.
Das gesamte Darmmillieu wird von den in Symbiose mit dem Menschen lebenden Keimen unterstützt und in wesentlichen Teilen beeinflusst. Für den Menschen unverdauliche Stoffe, sog. Ballaststoffe, sind wichtige Versorgungsbestandteile für die im Dickdarm angesiedelten Bifidobakte­rien.


 

Darmflora und Immunsystem

"Der Darm ist das größte Immunorgan des Menschen."

In erster Linie gelangen potentiell pathogene (krankheitserregende) Keime mit der Nahrung in den Darm.
Hier im Darmlumen muss verhindert werden, dass diese Erreger in den Organismus eindringen. Für diese Abwehr steht dem Organismus ein aus verschiedenen Parametern bestehendes System zur Verfügung, das immer wieder trainiert und aktualisiert werden muss.
Untersuchungen haben den Einfluss der Darmflora auf das Immunsys­tem eindrucksvoll nachgewiesen. Keimfrei im Labor aufgezogene Mäuse beispielsweise hatten keinen ausreichenden Schutz gegen pathogene Keime und starben kurze Zeit, nachdem sie in normaler Umgebung waren.
Zwischen der Darmschleimhaut und der an der Darmwand angesiedel­ten Mikroflora bestehen enge, sich gegenseitig unterstützende Wechsel­beziehungen.
Ein weiteres Indiz für die Bedeutung des Darmes als Bestandteil des Abwehrsystems ist die hohe Präsenz von Immunzellen in der Darm­wand. Auch das lymphatische System ist hier besonders stark ausge­prägt
Die gute Funktionalität der Barriere ist von großer Bedeutung für die Gesundheit des ganzen Körpers. In geringen Mengen lässt die Schleim­haut pathogene Keime passieren, um die weiter innen in der Darmwand sitzenden Abwehrzellen zu informieren und zu trainieren. Das Training der Immunzellen führt dazu, dass auch in anderen wichtigen Schleim­hautbereichen, wie z.B. im Atemtrakt genügend Abwehrzellen zur Verfügung stehen.

 

Störungen der intestinalen Ökologie

"Die Abwehrleistung des Darmes ist nicht unbegrenzt belastbar."

Die häufig parallel mit der Nahrung aufgenommenen Schadstoffe werden in aller Regel durch die Darmbarriere aufgehalten und durch das im Darm angesiedelte Immunsystem unschädlich gemacht
Die Leistungsfähigkeit der Abwehr ist jedoch nicht unbegrenzt. Krasse Fehlernährung oder Störungen in den Organen wie z.B. der Leber oder der Bauchspeicheldrüse können das Zusammenspiel der Immunpara­meter empfindlich stören. Dann können Mikroorganismen, die nicht oder nur in geringer Menge zur physiologischen Darmflora gehören, die Überhand gewinnen. Die Darmbarriere wird durchlässiger und Antigene (Mirkoorganismen oder Schadstoffe) können unkontrolliert in den Körper eindringen und Erkrankungen hervorrufen.
Am Beginn einer solchen Fehlsteuerung stehen oft Diarrhoe (Durchfall), Obstipation (Verstopfung) und Meteorismus (Blähungen). Diese Be­schwerden sind keine direkten Erkrankungen, jedoch immer ein Anzei­chen für eine Dysbalance, die zu einer Erkrankung führen kann. Solche Anzeichen sollten immer untersucht und möglichst labordiagnostisch abgeklärt werden, damit Schlimmeres verhindert werden kann.
Die Folge können Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Infektionen und Allergien bis hin zu chronischen Erkrankungen sein. Es kommt zu einer Schwächung der Abwehrleistung, zu wiederholten Infekten und zu einer Abnahme der allgemeinen Leistungfähigkeit.

 

Besiedlung mit pathogenen Hefen

"Wenn Hefepilze den Darm besiedeln."

Hefepilze – im Besonderen Candida albicans – können in die Schleimhaut des Dünndarmes einwandern. Diese Pilze kommen nahezu überall vor. Aber nicht jeder, der mit ihnen in Kontakt kommt, erleidet eine Pilzinfektion. Wenn jedoch pathogene Hefen eine verminderte Flora und gleichzeitig optimale Lebensbedingungen vorfinden, steht einer Infektion nichts mehr im Wege. Eine Antibiotikagabe z.B. schwächt die gesunde Darmflora, in Folge können sich pathogene Keime und Hefen ausbreiten. Eine zuckerreiche und ballaststoffarme Ernährung führt ebenso zu einem Ungleichgewicht in der Darmflora und bietet den Hefepilzen optimale Ernährungsgrundlagen.

 

Das Reizdarmsyndrom

"Wenn Schadstoffe ungehindert passieren können."

Häufige Stuhlanomalien – von der Obstipation bis hin zur Diarrhoe – gepaart mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Meteorismus oder kolikartige Schmerzen im Abdominalbereich deuten auf entzündliche Veränderungen der Darmschleimhaut mit erhöhter Durchlässigkeit hin. Der Film der Immunglobine ist nicht mehr ausreichend, die Zwischenräume zwischen den einzelnen Zellen in der Darmschleimhaut sind vergrößert – die Barriere hat Löcher.
Dies hat zur Folge, dass Schadstoffe und Mikroorganismen die Darmschleimhaut ungehindert passieren können. Der Grund ist eine Schwä­chung immunkompetenter Zellen (Makrophagen) durch Medikamente, Pilzinfektionen oder Belastungen durch Schwermetalle.

 

Hilfreiche Maßnahmen zur Stabilisierung der Darmflora

"Spezielle Keime können eine gestörte Darmflora hilfreich unterstützen."

Bei einer belasteten oder geschädigten Darmflora können spezielle probiotische Milchsäurebakterien helfen, wieder normale Zustände herzustellen, damit der Darm seine natürlichen Funktionen ausüben kann.
Bei einer belasteten Darmflora ist oft auch die Resorption wichtiger Vitamine gestört. Die Aminosäure Glutamin versorgt die Darmwandzel­len mit Energie und unterstützt so die Barrierefunktion

 
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