s-l-a1996
  Chixulub Krater
 

Der Chicxulub-Krater (Yucatec-Maya, Aussprache: [tʃikʃuˈlub]) ist ein etwa 180 km großer und 65 Millionen Jahre alter Einschlagkrater im Untergrund der nördlichen Yucatán-Halbinsel in Mittelamerika (Mexiko). Da er unter mächtigen Sedimentgesteinen begraben ist und nicht erodiert wurde, ist er neben dem Ries-Krater der schwäbischen Alb in Süddeutschland einer der besterhaltenen großen Einschlagkrater der Erde. Im Zusammenhang mit der Kreide-Tertiär-Grenze wird er mit dem Aussterben der Dinosaurier und eines Großteils der mesozoischen Tier- und Pflanzenwelt an der Grenze zum Känozoikum in Verbindung gebracht.

Lage, Größe und Identifizierung des Kraters [Bearbeiten]

Das Zentrum des so genannten Chicxulub-Impaktkraters liegt an der yukatekischen Küste, ungefähr unter der namengebenden Ortschaft Chicxulub Puerto, nördlich von Mérida. Während sich der Südteil der Struktur im Gebiet des Bundesstaates Yucatán befindet, erstreckt sich ihr Nordteil bis in den Golf von Mexiko. Je nachdem, ob man sich über dem Kraterrand oder dem Kraterinneren befindet, ist sie von 300 bis 1000 Meter mächtigen Sedimentschichten des Tertiär bedeckt. Der Krater wurde mittels Messung von magnetischen und gravitativen Anomalien durch Hildebrand et al. (1991) nachgewiesen und mit Hilfe von petrografischen Analysen und dem Nachweis von schock-metamorphen Mineralien wie Coesit oder Stishovit in Impaktit-Gesteinsproben aus Bohrungen der mexikanischen Erdölgesellschaft PEMEX eindeutig als Impaktkrater identifiziert. Er entspricht einem nahezu kreisförmigen Becken mit Zentralberg und innerer Ringstruktur, dessen Durchmesser auf etwa 180–190 km geschätzt wird. Sharpton et al. (1993) schlossen aus den Gravitationsanomalien, dass der Krater mindestens drei Ringe und vermutlich noch einen zusätzlichen äußeren Ring mit ca. 300 km Durchmesser besitzt. Der Durchmesser des Impaktors (Asteroid oder Komet) wird auf etwa 10–15 km geschätzt. Nach neueren Forschungen wird angenommen, dass bei einer Asteroidenkollision (Asteroid Baptistina) vor 160 Millionen Jahren das Bruchstück entstand, das dann 95 Millionen Jahre später die Erde traf.[1]

An der Oberfläche der extrem flachen nördlichen Yucatán-Halbinsel ist von diesem drittgrößten aller Einschlagkrater der Erde wenig zu bemerken. Allerdings zeigen Analysen von Pope et al. (1996), dass leichte Bodenerhebungen nahezu halbkreisförmige Strukturen bilden und die Stärke der tropischen Bodenbildung ebenfalls den früheren Krater nachzeichnet. Außerdem existiert bei einem Radius von etwa 83 km (Durchmesser von 166 km) eine konzentrische, perlschnurartige Aufreihung der für dieses Karstgebiet typischen Cenoten.[2] Neuere Daten der Shuttle Radar Topography Mission zeigten ebenfalls deutlich eine halbkreisförmige Topographie im Gebiet des Kraters.[3],[4]

Erforschung des Chicxulub-Kraters [Bearbeiten]

Die Überdeckung des Chicxulub-Einschlagkraters mit mächtigen jüngeren Sedimentgesteinen hat nicht nur dessen Entdeckung behindert, sondern erschwert auch seine Erforschung und macht diese extrem kostenintensiv.

Geschichte [Bearbeiten]

Die Geschichte um Chicxulub geht bis in die 1940er Jahre zurück, als Geophysiker der staatlichen mexikanischen Erdölgesellschaft während einer systematischen, flugzeuggestützten Datenaufnahme erstmals die ungewöhnliche gravitative und magnetische Anomalie im Gebiet von Mérida entdeckten. In der Hoffnung, diese Struktur könne sich als Erdöllagerstätte erweisen, wurden in den 1950er Jahren mehrere Bohrungen niedergebracht, die zwar kein Erdöl, aber für die Yucatán-Plattform untypische, Andesit-ähnliche Gesteine zu Tage förderten. Da die meisten Geologen mit dem Phänomen von Einschlagkratern und deren Gesteinen zu jener Zeit noch nicht vertraut waren, wurde in der ersten international zugänglichen Veröffentlichung dieser Daten von López Ramos (1975) diese Untergrundstruktur als Vulkan gedeutet, der in die Sedimentgesteine der Kreide eingedrungen sei. Zwei mexikanische Geophysiker (Penfield und Camargo) äußerten erstmals 1981 auf einem geophysikalischen Kongress die Vermutung, es könnte sich hierbei auch um einen Meteoritenkrater handeln, was damals keine Beachtung fand. Parallel dazu arbeitete in den 1970er Jahren eine Arbeitsgruppe aus Berkeley um Walter Alvarez an der Magnetostratigraphie von Meeresablagerungen der Oberkreide und des Paläogens im Umbria-Marche-Appennin in Mittelitalien. In der weltweit auftretenden KP-Grenzschicht entdeckten diese einen außerordentlich hohen Anteil des extraterrestrischen Elements Iridium, was sich nur auf einen einzigen großen Meteoriteneinschlag zurückführen ließ (Alvarez et al., 1980). Darauf folgten 10 Jahre einer meist erfolglosen Suche nach dem Ursprungskrater, der erst entdeckt wurde, nachdem man festgestellt hatte, dass die Ablagerungen an der Kreide-Tertiär-Grenze im Gebiet des heutigen Golfs von Mexiko am mächtigsten sind und nachdem man auf die seit Jahrzehnten vorliegenden Daten der Mexikaner aufmerksam wurde. Es ist eine Ironie dieses Wissenschaftskrimis (anschaulich in W. Alvarez' Buch dargelegt), dass die Probe des Yucatán-Andesits, an der sowohl der Nachweis der Impaktindikatoren[5] als auch die Datierung des Kraters[6] (s. u.) gelang, über Jahre als Briefbeschwerer eines Geologen der Erdölgesellschaft

 
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