s-l-a1996
  hunnen
 

Der Hunnensturm, 374- 454 / Koenig Attila, 441 - 454.

Die Geschichte hat selten ein Volk gesehen, dass wie die Hunnen aus dem Nichts kam und, kaum hundert Jahre spaeter, wieder darin verschwand. Dennoch hat kein anderes Volk die Europaeer aehnlich beeindruckt, wie die geheimnisvollen Hunnen. Der rasante Hunnensturm und der Siegeszug ueber die germanischen und romanischen Voelker, ist allenfalls vergleichbar mit dem Angriff der Mongolen in Europa, obwohl deren Reich (begruendet durch Temudschin, Dschingis-Khan, 1196) wesentlich bestaendiger und nach dem Tod Timurs (1405) nicht voellig von der geschichtlichen Bildflaeche verschwand. Die Hunnen aber, wurden nach ihrer finalen Niederlage gegen die Germanen wieder von den bulgarischen und russischen Steppen, woher sie gekommen waren, verschluckt.
Es ist nicht viel, was wir wirklich ueber sie wissen. Obwohl wir uns in einer Zeit befinden, in der zwei Metropolen (naemlich West- und Ostrom, also Rom und Byzanz) um die Vorherrschaft im ehemaligen vereinigten roemischen Reich rangen, und obwohl beide Staedte Kulturzentren mit vielen Gelehrten waren, erhalten wir ueber die Hunnen nur selten ungefaerbte Berichte. Die Schnelligkeit und die Grausamkeit, mit der die Hunnen ueber das ueberraschte Europa herfielen, ihr ungewohnter Koerperbau, ihre noch nie gesehene Gesichtsform und ihre Art zu leben, sorgten dafuer, dass die zeitgenoessischen Geschichtsschreiber Daemonen oder unkultivierte Barbaren aus ihnen machten. Da die Hunnen keine eigene Geschichtsschreibung kannten, muessen wir uns mit diesen Texten begnuegen.

Woher kamen die Hunnen? Wer waren ihre Urvaeter? Zwei Fragen, die sich nur schwer beantworten lassen. Es gibt viele Berichte ueber barbarische Nomadenvoelker, mit denen sich dass chinesische Reich auseinandersetzen musste, zum Beispiel das Volk der Hung-no, die die Chinesen lange Zeit terrorisierten, bis sie vertrieben werden konnten. Oder aber die Vernichtung eines Nomadenreichees 36/35 v. Chr. durch die Chinesen, welche mit der Vertreibung der Nomaden aus Turkestan und der Dzungarei nach Russland endete. Da die Hunnen, wie gesagt, ihre Geschichte nicht schriftlich festhielten, koennen wir nicht genau sagen, ob eines dieser Voelker vielleicht den spaeteren Stamm der Hunnen bildete (wobei die Hung-no ein barbarisches chinesisches Volk waren, waehrend die anderen Staemme eher Turkstaemme waren). Es scheint aufgrund der Verwandschaft der Lebensart allerdings wahrscheinlich.
Im Jahre 374 fegten die Hunnen aus der russischen Steppe ueber die in der Naehe des schwarzen Meeres ansaessigen Alanen und unterwarfen sie. Bei beiden Voelkern handelte es sich um kriegerische Nomadenstaemme, weshalb die Alanen nur ein Jahr spaeter auf der Seite der Hunnen an der Unterwerfung der Ostgoten teilnahmen.
Diese waren ein gemanischer Teilstamm, urspruenglich aus Skandinavien stammend, welches sie im 1. bis 2. Jahrhundert vor Chr. verliessen, der schon um 150 n Chr. seine Wanderung aus dem Ostseeraum begonnen hatte. In ukrainischem Gebiet teilten sich die Goten in ostro- und wisigoten, die spaeteren Ost- und Westgoten (wobei die Woerter ostro und wisi vermutlich nichts mit den Himmelsrichtungen zu tun hatten). Waehrend sich die Westgoten ihr neues Siedlungsgebiet im heutigen Bulgarien suchten, gruendeten die Ostgoten ihr Reich ca. 200 an der Krim-Halbinsel am schwarzen Meer. Wie gross das Ostgotische Schwarzmeereich gewesen ist, wissen wir nicht, wie ueberhaupt nur wenig aus dieser Zeit der Ostgoten bekannt ist. Auf jeden Fall scheint es gewaltige Ausmasse besessen zu haben, und manche vermuten, dass es bis zur Ostsee langte, von wo die Goten einst gekommen waren.
Das Reich stand unter der Herrschaft des greisen Ermanerichs, eines legendaeren und maechtigen Herrschers aus dem Hause der Amaler. Dieses Geschlecht, dass einen mythischen Ursprung hatte, lenkte die Geschicke der Ostgoten in zehnter Generation und wuerde auch weiterhin in Zukunft die Herrscher stellen, bis zu ihrer Niederlage gegen die Ostroemer in Italien. Ebenso wie Ermanerich, entstammte der spaetere legendaere Koenig Theoderich der Grosse, der Ravenna und Italien eroberte, dem Hause der Amaler.
Nun trafen die Hunnen also auf das Ostgotenreich. Woher aber kamen sie? Die Frage kann nur ungenau beantwortet werden. Nach ihrer mutmasslichen Vertreibung aus ihren angestammten Siedlungsgebieten in der Naehe Chinas, siedelten sie offenbar in den russischen Steppen. Warum sie so ploetzlich und mit solcher Gewalt nach Europa draengten, ist ebenso unbekannt, wie die genaue Herkunft ihrer Stammesvaeter. Es scheint allerdings ein wesentlich einfacheres Motiv zu geben, als zeitgenoessische Geschichtsschreiber, die von einer daemonischen Geisselung Gottes ausgingen, vermuteten: sie hatten Hunger. Das Volk der Hunnen war bestaendig gewachsen und die umherziehenden Nomaden konnten ihre Familien aus den armseligen Steppen Russlands bald nicht mehr ernaehren. Ein oder zwei harte Winter sorgten fuer katastrophale Hungersnoete, die die Existenz des ganzen Volkes bedrohten. Der fuer sie sagenhafte Reichtum Europas muss sie angelockt haben; er war Grund genug fuer sie, alle Bruecken hinter sich abzubrechen und mit verzweifelter Wucht nach Europa zu draengen. Die Ostgoten bekamen diese Wucht zuerst zu spueren. Obwohl ihr Reich gewaltig, und ihre Ressourcen gross gewesen sein muessen, wurden sie in nur kurzer Zeit ueberrollt. Der greise Ermanerich, der angeblich mittlerweile 110 Jahre alt war, beging laut Legende (vielleicht wurde er auch einfach erschlagen) angesichts der unbesiegbaren Hunnen Selbstmord. Ob er dies etwa aus Feigheit tat, oder nur um einem jungen, dynamischeren Herrscher, der den Hunnen gewachsen sein koennte, Platz zu machen, ist unbekannt. Auf jeden Fall wurden die Ostgoten besiegt und zur Heeresfolge gezwungen. Mit Germanen und Hunnen trafen die gefuerchtetsten Krieger der bekannten Welt zusammen, lehrten die Germanen doch seit 9 n. Chr. (Sieg des Cheruskers Arminius gegen den Roemer Varus im Teuteburger Wald) den Roemern das Fuerchten. Den wilden Hunnen, die von ihren Pferden aus kaempften und rasend schnelle Angriffe fuehrten, waren die germanischen Goten jedoch nicht gewachsen; noch nicht. Ebenso wie die Ostgoten unterwarfen sich kurze Zeit spaeter die Gepiden und leisteten von da an Heeresfolge.
Anders als die "weissen Hunnen", ein Volksstamm, der sich von den hier behandelten Hunnen schon frueher geloest hatte und sich am Kaukasus an den Grenzen des alten persischen Reiches niedergelassen hatte, zogen die "schwarzen Hunnen" (die wohl eine dunklere Hautfarbe hatten) unter Haeuptling Balamir, nach der Niederwerfung dieser grossen und maechtigen Germanenstaemme, weiter in Richtung Europa. Ihre Eroberung des Schwarzmeerreiches muss ihnen den erwuenschten Lebensraum geschaffen haben, aber die Hunnen hatten nun Blut geleckt, und die Reichtuemer Westeuropas lockten. Die Vertriebenen der Ost- und Westgotischen Staemme vor sich hertreibend, gelangte die Hunnen an die Donau.
Ein Teil der weissen Hunnen ueberquerte den Kaukasus und fiel ueber die ostroemischen Provinzen in Kleinasien her. Antiochia, eine der Metropolen der spaetantiken Mittelmeerwelt, fiel ihnen zum Opfer und wurde gepluendert, die Einwohner ermordet und die Frauen verschleppt. Einer der Ueberlebenden hat die Greuel festgehalten, die die Hunnen ueber die Einwohner Antiochias gebracht haben:

"Sie waren unter uns, ohne dass wir wussten, woher sie kamen. In den Brunnen der Goetter traenkten sie ihre Pferde. Auf den Stufen der Tempel nahmen sie unsere Frauen. An den Saeulen unserer Stadt zerschmetterten sie die Haeupter unserer Kinder. Nackt ueber die Haelse der Pferde geworfen, so verliessen unsere Toechter Antiochia. Wir werden sie nie wiedersehen."

Was aber war nun so erschreckend und "daemonisch" an den Hunnen? Warum waren sowohl Roemer, als auch Germanen ihnen gegenueber so wehrlos und liessen sich Opferlaemmern gleich von ihnen hinschlachten? Warum waren sie in angstvoller Ehrfurcht diesen "Daemonen" gegenueber erstarrt?
Die Art der Kriegsfuehrung der Hunnen war neu und erfolgreich. Sie kaempften vom Ruecken ihrer Pferde aus, Infantrie war ihnen unbekannt. Sie waren hervorragende Reiter und vermochten aus ihren Saetteln heraus einen gezielten Pfeilhagel auf den Feind niedergehen zu lassen. Ueberhaupt waren ihre Sattelkonstruktionen eine Neuheit, denn so sicher wie die Hunnen sass kein anderer zeitgenoessischer Kavallerist zu Pferde. Auch ihre Boegen waren wesentlich leistungsfaehiger und treffsicherer als alles bisher dagewesene.
Ihr Aussehen, von Natur aus nichteuropaeisch und fremdlaendisch, veraenderten die Hunnen, indem sie die weichen Schaedelknochen ihrer Kinder deformierten und sie in die sogenannte "Turmschaedelform" 8welche auch bei den Ostgoten bekannt war) pressten. Auch die Nasen der Kinder wurden plattgedrueckt, damit sie besser unter die hunnischen Helme passten. Angeblich wurden Saeuglingen sogar die Wangen zerschnitten, um Bartwuchs zu unterdruecken. Dieses Aussehen brachte den Hunnen den Ruf einer daemonischen Herkunft ein, von Daemonen und Hexen in den Suempfen Russlands gezeugt, und liess etliche Zeitgenossen vermuten, dass sie eine Geissel Gottes waeren. Ob ihrer unbekannten Herkunft schien es auch moeglich, dass sie direkt den Tiefen der Hoelle entstiegen waren, um ueber die Mittelmeervoelker herzufallen. Somit wendeten sie offenbar unbewusst neben militaerischer auch psychologische Kriegfuehrung an.
Die Hunnen kaempften in kleinen, beweglichen Einheiten von 500-1000 Mann und fielen unter schrecklichem Kriegsgeheul ueber die geordneten Truppen ihrer Gegner her, so dass diese auseinanderspritzten und der Vernichtung preisgegeben waren.
Der roemische Kaiser Theodosios handelte in der Gefahr sehr geschickt: Er schloss ein Buendniss mit den an der Donau stehenden "schwarzen" Hunnen und liess sie die aufruehrerischen Westgoten bewachen. Diese wurden 376 von Kaiser Valens im roemischen Reich angesiedelt, nachdem sie vor den Hunnen geflohen waren. Nach Versorgungsschwierigkeiten revoltierten die Westgoten und schlugen die Roemer in der Schlacht von Adrianopel (378). Theodosius siedelte sie erneut in Thrakien an (382). Dennoch blieben die Westgoten unruihg und sollten bald unter Koenig Alarich den Balkan und Griechenland verheeren, bevor sie nach Italien ziehen wuerden. Der geschickte Theodosius aber spielte Germanen und Hunnen gegeneinander aus und unterhielt auch Buendnisse mit den "weissen" Hunnen, von denen er hoffte, dass sie den Expansionsdrang ihrer Stammesbrueder beschraenken wuerden. Theodosius starb 395 und erneut war das roemische Reich Germanen und Hunnen ausgeliefert.
Sowohl West- als auch Ostrom wurde Schauplatz fuerchterlicher Ereignisse. Die Hunnen draengten ueber die Donau und verwuesteten Griechenland. Die vor ihnen davonziehenden Westgoten unter Alarich hatten vorher auf dem Balkan gewuetet und fielen 401-403 in Italien ein. Stilicho konnte sie abwehren, aber nach seinem Tode eroberte Alarich nach wechselhaften Kriegsgeschehen 408-410 Rom und verwuestete ganz Italien. Die Hunnen, ihrerseits nicht faul, verheerten dass zurueckgelassene Thrakien und Koenig Rugila, der Onkel Attilas, schloss bald einen Friedensvertrag mit Byzanz/Konstantinopel. In diesem Vertrag verpflichteten sich die Ostroemer Unsummen an Tributen an die Hunnen zu zahlen und erkauften sich so den Frieden. Die Hunnen hatten ein gutes Geschaeft gemacht: sie waren nicht interessiert an der langwierigen Belagerung Konstantinopels, wie sie ueberhaupt bei Belagerungen eine ungluecklich Figur machten (siehe Belagerung von Orleans). Gold schien die hochgeborenen Hunnenfuersten zu faszinieren und muss eine mystisch/religioese Bedeutung gehabt haben. Es wurde offenbar nicht als Zahlungsmittel verwendet, sondern zu kultischen Gegenstaenden verarbeitet, oder aber zu Gebrauchsgegenstaenden, wie z.B. Geschirr. Bis zu Attilas Zeiten konnten die Hunnen ihre Tributforderungen bestaendig erhoehen.

Kommen wir nun zu dem Zweikampf zweier Maenner, die das Schicksal des roemischen Reiches und des Hunnenvolkes entscheiden wuerden:Attila und Aetius. Aetius war wohl fuenf bis zehn Jahre aelter als sein grosser Kontrahent Attila. Er war nicht von allzuhoher Geburt, nicht einmal in Rom wurde er geboren, sondern irgendwo an der Donau auf heutigem bulgarischem Staatsgebiet. Sein Vater war Gaudentius, ein Germane, der als General im Dienste der Roemer zu recht hohen Ehren gekommen war, dem aber seine Abkunft bei seinem Aufstieg immmer im Wege stand. Aetius Mutter, eine Italienerin aus wohlhabenden Hause, liess Aetius klassisch ausbilden und der Junge zeigte sich sehr gelehrig. So war er gut bewandert in den griechischen und lateinischen Klasssikern. Seine Karriere verlief recht schnell, denn er wurde von dem halb-germanischen Heerfuehrer und Feldherren des Kaisers Honorius Stilicho gefoerdert, an welchem sein Lehensherr schliesslich schmaehlich Verrat begehen wuerde. Um 407 herum ging Aetius als koenigliche Geisel (eher eine Art Diplomat) an den Hof des Westgoten-Koenigs Alarich, der gerade den Balkan verwuestet hatte und nun mehrmals, seine westgotischen Scharen hinter sich, ueber Italien herfallen wuerde, 410 sogar Rom eroberte. Hier knuepfte er wohl wichtige Bekanntschaften, ohne die ein spaeteres Zusammenarbeiten der Westgoten und Roemer zur Abwehr der Hunnen wohl kaum erklaerbar waere. Spaeter ging Aetius auch zu den Hunnen als Geisel. Er muss schon eine erstaunliche Person gewesen sein, denn auch mit den Hunnen kam er offenbar sehr gut aus. Er wird ihre Sitten und Gepflogenheiten kennengelernt haben, sogar ihre Sprache hat er wahrscheinlich, zumindest in Ansaetzen, gelernt. Spaeter wuerden ihm die Hunnen unbezahlbare Dienste als Verbuendete leisten.

Das erste mal nutzte er ihre Dienste aus, als 425 Kaiser Honorius (dessen Tod wohl ein Segen fuer das Reich war) starb. Ein gewisser Johannes rief sich selbst zum Kaiser aus und Aetius, der seine Chance witterte, unterstuetzte ihn. Er ging zu den Hunnen und warb 10000 ihrer Krieger als Armee fuer seinen Favoriten an. Mit ihnen zog er nach Italien bis vor Ravenna, der Reichshauptstadt. Doch Aetius hatte sich verspekuliert: von Ostrom unterstuetzt, hatte sich mittlerweile der kleine Valentianus unter der Obhut seiner Mutter Galla Placidia (Schwester des Honorius) durchgesetzt, Johannes war geschlagen und hingerichtet worden. Erneut zeigte sich Aetius als ausserordentlich geschickter Poltiker und Intrigant und erwiess sich somit dem Erbe der "grossen" Roemer (wie "gross" sie auch immer gewesen sein moegen) Marius, Sulla oder Caesar, als wuerdig. Anstatt gemeinsam mit seinen 10.000 Barbaren als Umstuerzler unterzugehen, arrangierte er sich mit Galla Placidia und siedelte die Hunnen zum Dank fuer ihre Unterstuetzung in Paionnien an. Er hoffte, dass sie ihre Expansionsgelueste in Zukunft an Ost-Rom und Konstantinopel auslassen wuerden, womit er vorlaeufig Recht behielt. Aetius Aufstieg liess sich nun nicht mehr aufhalten. In Gallien kaempfte er gegen allerlei Barbaren, wie Westgoten, Franken, Alanen, Sueben, Vandalen und andere, immer mit Unterstuetzung hunnischer Verbaende. Bald wurde er Heeresmeister und somit unangefochtener oberster Militaer. Er liess einen aufsaessigen Consul ermorden und bald darauf liess er sich selbst zum Consul machen. Der Galla Pacidia wurde diese Machtanhaeufung wohl langsam unheimlich und so versuchte sie Aetius loszuwerden. Sie enthob ihn aller Aemter und Wuerden. Aetius floh zu den Hunnen, die ihn mit einem Heer unterstuetzten. Aetius zog also sogleich gegen Ravenna, wo er den Bonifatius, den Galla Placidia anstatt seiner zum Heeresmeister gemacht hatte, vernichtend schlug. Jener Bonifatius hatte schon frueher mit Aetius um die Gunst des Kaiser gebuhlt, unterlag in Afrika jedoch den 429 einbrechenden Vandalen, wodurch er vorlaeufig ins Hintertreffen geraten war. Doch auch am Ende ihrer Auseinandersetzungen blieb Aetius Sieger. Von nun an fuehrte in der roemischen Politik kein Weg mehr an Aetius vorbei. Von 433 bis 450 war er Heeresmeister, Consul, Patrizius und Reichsverweser in einer Person, er regierte sozusagen als Quasi-Kaiser.

Ein weiteres Mal bewiesen die Hunnen ihre Ergebenheit Aetius gegenueber, bei der Vernichtung der Burgunder. Diese hatten sich dem Aetius nicht unterworfen und es sogar gewagt, hunnische Grenztruppen anzugreifen. Die Rache war grausig: die Burgunder, die glaubten, nichts von Aetius befuerchten zu haben, wurden den Hunnen ausgeliefert, die ihr Reich ausloeschten (436, sagenhafter Tod Koenig Gunthers). Der klaegliche Rest der Burgunder wurde problemlos an Saone und Rhone angesiedelt. Bei der Abschlachtung der Burgunder muessen Attila und Aetius noch zusammengearbeitet haben, was sie nicht mehr tun wuerden, wenn Attila erst einmal die Alleinherrschaft an sich gerissen haben wuerde.

Attila, ungefaehr fuenf Jahre juenger als Aetius muss circa 395/396 als Neffe Koenig Rugilas geboren worden sein. Anders als seine Vorvaeter wurde er nicht mehr auf der grossen Wanderung geboren, sondern zu einem Zeitpunkt, als die Hunnen schon relativ zur Ruhe gekommen waren. 410 ging er als Geisel an den kaiserlichen Hof des Honorius zu Ravenna. Die Stellung von koeniglichen oder adeligen Geiseln war damals allgemein ueblich, um sich der Friedfertigkeit eines Vertragspartners zu versichern. Solche Geiseln wurden aber nicht etwa in Verliessen eingesperrt, sondern wie Soehne des echten Hofstaates behandelt und erzogen. So lernte Attila die praechtige Kultur des kaiserlichen Hofes aus naechster Naehe kennen und verbrachte eine unbeschwerte Jugend in Norditalien. Er erlernte die lateinische Sprache und lernte das Christentum kennen. Somit wurde Attila spaeter ein idealer Buendnispartner Roms, um dann sein gefaehrlichster Feind zu werden.

Im Jahre 434 starb Koenig Rugila und seine Macht ging auf seine beiden Neffen Attila und dessen Bruder Bleda ueber. Attila bewies, vielleicht mit seiner Teilnahme an der Vernichtung der Burgunder, sogleich, dass er sich als Kriegsherr und Eroberer fuehlte. Bleda war ein ungleich sanfterer Herrscher und fuehrte kaum einen Kriegszug.
Seinen friedlichen Mitregenten hatte Attila also schliesslich satt und liess ihn 445 ermorden. Ob er selbst Hand an seinen Bruder legte, ist nicht bekannt, aber auf jeden Fall war er es, der die Assassinen aussandte. Attila und die Hunnen waren auf dem Hoehepunkt ihrer Macht. Von Aetius hatten sie ein festes Siedlungsgebiet erhalten und die Goten, Alanen und Gepiden waren ihnen treu ergeben. Die Koenige der Ostgoten und Gepiden, Laudarich und Ardarich, waren offenbar sogar wichtige Unterfeldherren, Ratgeber und vielleicht sogar Freunde Attilas. Der Name des grossen Hunnenkoenigs soll uebrigens aus dem ostgotischen kommen und soviel wie "Vaeterchen" bedeuten, was sowohl Respekt und Furcht, aber auch Zuneigung ausdruecken koennte. Wie es an Attilas Hof zuging, kann man nur undeutlich rekonstruieren, da die Berichte von Zeitgenossen immer noch gefaerbt waren und man den Hunnen barbarische Sitten wie Zauberei und Kindsmord nachsagte. Nach einem der wenigen ernstzunehmenden Berichterstatter ueber die Hunnen, Priskos, der die Hunnen auch selbst besucht hat, muessen wir uns Attila jedoch nicht als Primitiven vorstellen, der in einem dunklen Zelt das Blut gefangener Kinder schluerfte. Vielmehr schien es an seinem Hofe recht kultiviert zugegangen zu sein. Er hauste angeblich in einem hoelzernen Gebaeude, in dem er roemische Gesandte empfing. Anders als bei Verhandlungen auf dem Felde, bei denen er den Sattel seines Pferdes nicht zu verlassen pflegte, thronte Attila in seinem Thronsaal ueber seinen Hoeflingen auf einer am roemischen Vorbild orientierten Liege. Es ist durchaus moeglich, dass Attila, der ja seine Jugend in Italien verbracht hatte, einige Sitten und Braeuche des kaiserlichen Hofes von Ravenna uebernahm, obwohl er laengst nicht dessen Luxus genoss, sondern sich lieber an der Spitze seiner Soldaten auf abenteuerliche Feldzuege begab. Er scheint ein charismatischer Mann gewesen zu sein, ein typischer Vertreter des hunnischen Hochadels, umgeben von einem zahlreichen Harem, ausgestattet mit allen erwuenschten militaerischen Eigenschaften. So folgten ihm,als er gegen die Roemer zog, Hunnen, Goten, Gepiden und Alanen.

 
  Heute waren schon 143 Besucher (183 Hits) hier!  
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden