s-l-a1996
  Krisen, Bündnis vor 1914
 

Titel / Referat: Krisen in Europa von 1898 bis 1914

Schlagwörter: Faschoda, Marokkokrise, Bosnische Annexionskrise, Balkankrieg, Hausaufgabe, Referat


GK Geschichte/12 bei Herrn Prott vorgelegt von Jens Dollowski
 

 
Krisen in Europa von 1898 bis 1914
 

 
1898 Faschoda-Krise zwischen England und Frankreich
 

 
Der Erwerb von Kolonien in Afrika ist für Großbritannien aus zwei Gründen wichtig: der afrikanische Kontinent ist noch "frei", d. h. Afrika ist noch nicht unter anderen führenden imperialistischen Nationen aufgeteilt; der wohl wichtigere Punkt ist jedoch, dass man den Einfluss auf die Gebiete am Suezkanal, der 1869 fertig gestellt wurde, absichern will, da der Suezkanal einen kurzen Seeweg zu Englands wirtschaftlich wichtigster Kolonie, nämlich Indien garantiert. Das Ziel der britischen Imperialisten, so z.B. Cecil Rhodes ist ein zusammenhängendes afrikanisches Kolonialreich, das von Süden bis Norden durchgeht, also vom Kap der guten Hoffnung in Südafrika bis nach Kairo in ägypten. Dieser "Cape-to-Cairo" -Plan Großbritanniens kollidiert jedoch mit dem Plan der zweiten großen europäischen Kolonialmacht, Frankreich, das seinen bereits bestehenden Einflussbereich im Nordwesten Afrikas nach Osten hin bis zum Nil hin ausbauen will. Im kleinen Ort Faschoda im Sudan kreuzen sich schließlich die Vorstoßweg der britischen und französischen Imperialisten: 1898 erreicht der französische Hauptmann Marchand in Faschoda den Nil und hisst dort die französische Flagge, wenig später erreicht der englische Offizier Kitchener (später während den 1. Weltkrieg britischer Kriegsminister) Faschoda. Die britische Regierung fordert Frankreich unter Berufung auf die vormals ägyptische Oberhoheit zum Rückzug aus diesem Gebiet auf. Der entstehende Konflikt um die Vorherrschaft um das Gebiet basiert weniger auf der Wichtigkeit des Ortes Faschoda; es ist ein unfruchtbares Gebiet, das 10 Monate trocken und während der Regenzeit überflutet ist; vielmehr ist die Auseinandersetzung um den Nordsudan ein Kräftemessen der zwei großen Kolonialmächte in Afrika. Aufgrund der militärischen überlegenheit Englands zieht sich Frankreich aus dem Gebiet zurück, 1899 wird der Auseinandersetzung um den Sudan endgültig beigelegt: Frankreich und Großbritannien unterzeichnen den Sudanvertrag, der die Grenzen zwischen dem Sudan und Französisch- äquatorialafrika festschreibt.
 

 

 
1. Marokkokrise(1905) und 2. Marokkokrise (1911)
 
Seit der englisch-französischen Entente-Cordeale von 1904 traf Deutschland auf eine gemeinsame Front Englands und Frankreichs. In Marokko hatte bisher der freie Wettbewerb aller Industriestaaten gegolten. Nun aber zogen sich die Engländer zurück, und die Franzosen nahmen die "friedliche Durchdringung" des Landes in Angriff. Um das deutsche Mitspracherecht in Marokko und die deutschen Wirtschaftsinteressen - u. a. der Firma Mannesmann - zu unterstützen, landete Wilhelm II. 1905 zu einem Staatsbesuch in Tanger (1. Marokkokrise). Auf der Konferenz von Algeciras in Südspanien, 1906, die von Deutschland gefordert wurde, sahen sich die Deutschen isoliert. Nur Marokko und österreich stellten sich hinter Deutschland. Als 1911 nach einem Aufstand französische Truppen Rabat und Fes im marokkanischen Sultanat besetzten, entsandte die deutsche Regierung das Kanonenboot "Panther" nach Agadir, um Frankreich zu Verhandlungen zu zwingen (2. Marokkokrise). England mobilisierte seine Flotte. In Paris fanden englisch-französische Generalstabsbesprechungen statt. Angesichts der wachsenden Kriegsgefahr gab Deutschland seine Ansprüche in Marokko auf und begnügte sich mit einen kleinen Gebietserwerb für seine Kolonie Kamerun als Entschädigung. Für das französische Kolonialreich bedeutete Marokko einen wichtigen Gewinn.
 
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Marokkokrisen folgende Ergebnisse hatten:
 
- Aufeinanderprallen antagonistischer imperialer Interessen
 
- Isolierung Deutschlands auf der Konferenz von Algeciras
 
- Festigung der Entente Cordeal Zwischen England und Frankreich
 
- Annäherung Russlands an die Entente-Mächte und Bildung der Triple Entente(1907)
 
- Gefahr eines großen europäischen Krieges
 
- Gefahr eines Mehrfrontenkrieges für Deutschland
 
Bosnische Annexionskrise(1908/1909)
 
Das Reich wurde seit 1908 eng in die nationalen und politischen Wirren auf dem Balkan verwickelt, wo sich russische, österreichische, osmanische und britische Interessen kreuzten. Als Folge der "jungtürkischen Revolution" im Osmanischen Reich Bulgarien seine Unabhängigkeit erklärte und auf die Wiener Regierung die osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina annektierte, löste dies heftige Proteste in Serbien und Russland aus. Vor allem Russland war empört, da sie sich als Beschützer der slawischen Balkanstaaten verstanden. Da Deutschland seinen letzten übrig Gebliebenen Bündnispartner nicht verlieren wollte, unterstützten sie österreich. Da Russland militärisch nicht stark genug war und England und Frankreich sich abwartend verhielten, mussten sie das harte deutsche Ultimatum im März 1909 anerkennen und den Status Quo akzeptieren. Entscheidend ist jedoch, dass keine Langfristige Lösung gefunden wurde. Die Spannungssituation auf dem Balkan blieb bestehen.
 

 
1. Balkankrieg (1912) und 2. Balkankrieg (1913)
 
1. Balkankrieg
 
1912 war das Osmanische Reich durch die Revolution der Jungtürken 1907/1908 sowie den Türkisch-Italienischen Krieg 1912 geschwächt. Dies war für die Staaten des Balkan-Bund Serbien, Griechenland, Montenegro und Bulgarien eine willkommene Gelegenheit, den Balkan von den Resten osmanischer Herrschaft zu befreien. Am 8. Oktober 1912 erklärte Montenegro der Türkei den Krieg, die Bündnispartner folgten dem wenige Tage später.
 
In nicht mal zwei Monaten verlor die Türkei fast ihre sämtlichen europäischen Besitztümer an die Balkan-Staaten. Während Griechenland weiterhin Krieg gegen die Türkei führte, schlossen am 3. Dezember Serbien, Montenegro und Bulgarien einen Waffenstillstand mit den Osmanen. Die Friedensbedingungen wurden von der Türkei jedoch als unzumutbar abgelehnt. Zudem kam es in der Türkei Anfang 1913 zu einem Staatsstreich, wodurch die Kämpfe wieder auflebten. Am 19. April erreichten die Türken einen erneuten Waffenstillstand. Unter Vermittlung der europäischen Großmächte wurde am 30. Mai in London ein Vorfrieden vereinbart. Die Türken verzichteten auf alle europäischen Gebiete westlich der Linie zwischen Midia am Schwarzes Meer und Enos an der ägäis-Küste, die Insel Kreta kam zu Griechenland. Ein weiteres Resultat des Krieges war die Unabhängigkeit Albaniens. Sie war von Vertretern der albanischen Nationalbewegung am 28. November in Vlora ausgerufen worden. Die Sieger des Ersten Balkankriegs waren aber vorläufig nicht bereit, den neuen Staat anzuerkennen. Sowohl Griechenland als auch Serbien und Montenegro erhoben Anspruch auf große Teile der albanisch besiedelten Gebiete.
 

 
2. Balkankrieg
 
Unstimmigkeiten bei der Verteilung der eroberten türkischen Gebiete, insbesondere Makedonien führten schließlich noch im selben Jahr zum 2. Balkankrieg. Am 29. Juni unternahm ein bulgarischer General ohne Befehl einen Angriff auf Serbien. Die bulgarische Regierung bestritt den Vorfall. Am 8. Juli erklärte Serbien und Griechenland gemeinsam Bulgarien den Krieg. Kurz darauf folgten Montenegro und Rumänien sowie auch das Osmanische Reich, das hoffte, dadurch einen Teil seiner Verluste aus dem 1. Balkankrieg zurückgewinnen zu können. Konfrontiert mit dieser übermacht blieb Bulgarien nur die Kapitulation. Am 10. August wurde in Bukarest ein Friedensabkommen unterzeichnet. Bulgarien musste einen Großteil seiner Gewinne aus dem 1. Balkankrieg wieder abgeben. Gut 7.500 km² wurden Rumänien zugesprochen. Makedonien wurde fast vollständig unter Griechenland und Serbien aufgeteilt.
 

 
Die Balkankriege und die Folgen:
 
Die Balkankriege waren Wegbereiter für den etwa ein Jahr später ausgelösten 1. Weltkrieg. Aus den Friedensverhandlungen ging Serbien als politisch gestärkte Macht hervor. Dies führte zu Spannungen mit dem benachbarten österreich-Ungarn, das bereits 1908 Bosnien-Herzegowina formlos annektiert hatte. Serbische wie Bosnische Nationalisten strebten die Vertreibung österreich-Ungarns vom Balkan an. Am 28. Juni 1914 wurde schließlich der österreichische Erzherzog und Thronfolger Franz Ferdinand bei einem Attentat durch die "schwarze Hand" ermordet. Das Attentat von Sarajevo gilt als der Auslöser des 1. Weltkrieges.
 

 
Julikrise (1914)
 
Am 28. Juni 1914 wurde der österreichisch-ungarische Thronfolger, Erzherzog Ferdinand, anlässlich eines offiziellen Besuchs in Sarajewo, der Hauptstadt des 1908 annektierten Bosniens, von Agenten des serbischen Geheimdienstes erschossen. Der Thronfolger schien Serbien mit seinem Plan eines Ausgleichs zwischen Deutschen, Ungarn und Slawen für dessen eigene Ambitionen auf Bosnien und einen Zugang zur Adria gefährlich zu sein. Nach dem Attentat wollte österreich-Ungarn von Serbien aktive Mithilfe bei der Verfolgung der Auftraggeber der Mörder und es darüber hinaus diplomatisch demütigen. Die Wiener Regierung erhielt dafür von Deutschland am 5. Juli freie Hand (sogen. "Blanko-Scheck" des Deutschen Reiches), ließ sich aber fast drei Wochen Zeit, um Serbien ein entsprechendes Ultimatum zu stellen. In der Zwischenzeit war die Empörung in der Welt über das feige Attentat bereits abgeklungen, so dass nun Verwunderung über das auf zwei Tage begrenzte, scharf formulierte österreichische Ultimatum herrschte. Nachdem die deutsche Regierung für das österreichische Vorhaben (5. Juli) einen Blankoscheck ausgestellt hatte, zeigte sich rasch, dass das Nachlassen der imperialistischen Spannungen außerhalb Europas (so die deutsch-englische Verständigung über die Bagdadbahn und die Aufteilung Zentralafrikas) gegenüber der innereuropäischen Hochspannung zwischen Zweibund - Dreibund auf der einen und der Entente auf der anderen Seite kaum ins Gewicht fiel. Die Krisen des letzten Jahrzehnts waren zwar immer wieder von der "alten Diplomatie" überwunden worden, die auch jetzt, vornehmlich von England, ins Spiel gebracht wurde; sie hatten aber das Gefühl hinterlassen, dass die Fatalität des Machtkampfes eines Tages doch noch zum Durchbruch kommen würde.
 
Im Juli 1914 fanden daher Vermittlungsschritte und Ausgleichvorschläge auf allen Seiten kein rechtes Zutrauen. Russland wollte den serbischen Schützling nicht um den Preis einer erneuten Balkanniederlage im Stich lassen, Frankreich wollte den Zweibund mit dem Zaren erhalten, Deutschland konnte angesichts der Zweideutigkeit des Bündnisses mit Italien das verbündete österreich nicht im Stich lassen. Selbst bei dem englischen Vermittler bestand noch im Hintergrund der geheime, besorgte Vorbehalt, dass man sich eine Gefährdung der Entente von 1904 und vor allem von 1907 nicht leisten könne, weil ein russischer Sieg ohne englische Kriegsteilnahme in Asien, Indien, Afghanistan und Persien fast ebenso bedrohlich erschien wie eine deutsche Hegemonie auf dem Kontinent Europas. Die englische öffentlichkeit ist erst durch den deutschen Einmarsch in Belgien für den Entschluss zum Kriegseintritt reif geworden. Dass der Vermittlungswille durch die innere Zwangsläufigkeit des Bündnissystems gebrochen oder zumindest geschwächt worden ist, hat aber doch auch die englische Politik spürbar beeinflusst. Am 28.7 1914 erklärte österreich-Ungarn Serbien den Krieg.
 
Mit dieser Kriegserklärung an Serbien war aber auch Russland herausgefordert. Noch am Abend des gleichen Tages wurde dort die Mobilmachung gegen die Donaumonarchie verkündet, und am 29. schwankte man zwischen dieser Teil- und einer Gesamtmobilmachung, weil durch die erste Maßnahme der ganze Apparat von Mobilmachung und Aufmarsch gestört zu werden drohte. Der endgültige Befehl zur Gesamtmobilmachung, der dem schwachen Zaren am späten Nachmittag des 30. Juli abgerungen wurde, machte die allgemeine Katastrophe praktisch unvermeidlich.
 
Die geographische Mittellage Deutschlands und der Stand der militärischen Kräftereserven bei einem überlegenen russischen Bevölkerungspotential von 164 Millionen (gegenüber 116 Millionen in Deutschland und österreich zusammen) erforderten ein schnelles militärisches Handeln vor der vollen Entwicklung der gegnerischen Kräfte. Die umstrittene überstürzung der nun folgenden deutschen Schritte, Ultimatum an Russland und an Frankreich am 31. Juli, Kriegserklärung an Russland, Mobilmachung am 1. August, Ultimatum an Belgien am Abend des 2. August, Kriegserklärung an Frankreich am 3. August zeigen, wie sich die deutsche Diplomatie in der tödlichen Konsequenz ihres Anfangsfehlers, der unbedingten Solidarität mit österreich, gefangen hatte. Der ehrlich verzweifelte Bethmann-Hollweg fand keinen anderen Ausweg, als vor der Zwangsläufigkeit der militärischen Forderung zu kapitulieren. Innerlich widerstrebend musste er der verhängnisvollen Verletzung der Neutralität Belgiens zustimmen. Aber auch Sir Edward Grey stand unter ähnlichem Druck, wenn jetzt England durch die politischen und militärischen Eventualzusagen für den Fall eines allgemeinen Konfliktes und durch den deutschen Einmarsch in Belgien am 3. und 4. August an die Seite der Zweibundmächte geführt wurde. Schon nach dem ersten Kriegsmonat war England mit dem Londoner Vertrag vom 5. September 1914 durch ein festes Bündnis für Kriegführung und Friedensschluss mit den übrigen Ententemächten verbunden.
 

 

 

 
 
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